Philosophie für jeden Tag - Unverbindlichkeit, ein modernes Phänomen, Teil 1

    Unverbindlichkeit - ein modernes Phänomen, Teil 1

    Mich beschäftigte kürzlich wieder einmal das Leben selbst – der scheinbar gerade 'schicke Trend der Unverbindlichkeit'. Wie es mich nervt, aber ich bin mittendrin statt nur dabei – die Unverbindlichkeit hält Einzug im täglichen Miteinader und was bleibt sind Frustration und Einsamkeit.

    Ich will euch das mal am Beispiel meiner Wenigkeit verdeutlichen. Ich schlage jemandem an Tag Y eine Verabredung für Tag X vor – Tag X liegt noch weit genug entfernt – und die Antwort: "Mal sehen, ich melde mich." Gut, schön, soweit in Ordnung. Es kommt Tag X. Ich habe mir für Tag X nichts vorgenommen, weil ich ja eine 'schwebende Verabredung' ausgemacht habe. Tag X kommt also und ich sitze zu Hause, wartend auf den sich Meldenden. Was passiert?

    NICHTS. Ich sitze alleine herum und warte auf ein Ja oder Nein oder Vielleicht und bin gefrustet. Ich habe auch nicht Freizeit im Überfluss – wer hat das Heute schon noch – und statt einen schönen Abend mit einem netten Menschen zu verbringen, sitze ich, mangels Alternativen, mal wieder vor den Büchern. Klar, die sind immer da, die enttäuschen mich nicht. Der 'Betroffene' meldt sich am nächsten Tag völlig unverblümt, nicht wissend dass ich seine 'schwebende Zusage' so wörtlich genommen habe und versteht meinen Frust nicht.

    Ich meine, schuld sind die neuen Medien. Wer auch sonst? :)

    "All this technology is making us antisocial." In Zeiten von Smartphones oder besser noch, Whatsapp und Facebook, sind wir ständig und immerzu erreichbar. Jeden verfluchten Moment könnte eine 'bessere' Alternative für die Abendplanung reingeschneit kommen. DIE Party unseres Lebens; DER Kumpel der sich ewig nicht gemeldet hat und plötzlich in der Stadt ist und spontan Zeit hat; DIE Frau oder DER MANN unserer Träume, die /der sich gerade in diesem Moment langweilt und einen gerne sehen würde. Da kann man ja schlecht schon etwas anderes vorhaben – man muss spontan und flexibel sein.

    Ich meine aber, im ewigen Warten auf etwas Besseres, verpasst man oft das Beste. Ich habe ein dazu eine passende Weisheit gefunden: "Chancen sind wie Sonnenaufgänge, wer zu lange wartet verpasst sie."

    Ich weiß nicht, ob es den anderen auch so geht, oder ob ich einfach nur ein Relikt aus der Urzeit bin. Aber ich bin eigentlich tendenziell der Mensch, der sich verabredet und diese Verabredung dann auch wahrnimmt. 

    Auch wenn ich gestehen muss, dass auch ich hin und wieder die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit 'ausgenutzt' habe, mich der Unverbindlichkeit verschrieben habe. Aber bei mir ist es eher die Angst jemanden mit einer Absage zu enttäuschen, so habe ich in der Vergangenheit oftmals Überschneidungen meiner Freizeitaktivitäten gehabt – aber auf die Unfähigkeit Nein zu sagen als Grund für Unverbindlichkeit, möchte ich jetzt nicht näher eingehen.

    Die Frage die ich mir nun stelle – bin ich einfach nur zu 'verplant', neurotisch, fest gezurrt und leider gar nicht flexibel und spontan, wie scheinbar alle um mich herum? Oder sitzen andere auch oftmals zu Hause und tun nichts, weil sie auf eine Zusage gewartet haben, geplant haben? Bin ich falsch – oder läuft hier generell etwas falsch?

    Ist es die ständige Erreichbarkeit, das ständige Warten auf etwas Besseres, der die Unverbindlichkeit begründet? Ist sie etwas 'Schlechtes'? Oder ist die Unverbindlichkeit nur eine 'Tugend' die man heute eben erlernen muss – ist es heute 'angesagt' flexibel zu sein?

    Was meint ihr dazu?

    http://hit-rock-bottom.xobor.de/t25f5-Unverbindlichkeit-ein-modernes-Phaenomen-Teil.html#msg58

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